Invertebraten – CO2-Spülverfahren
Ein neu entwickeltes und wirksames Verfahren zum Austrag von Wasserasseln und anderen Invertebraten stellt das CO2-Spülverfahren dar. CO2 übersättigtes Wasser wird verwendet, um die Tiere zu narkotisieren und somit ein Festhalten an den Rohrwandungen zu verhindern. Die Wirkung tritt innerhalb weniger Minuten ein.
Problemstellung
Mit derzeit verfügbaren Techniken und Verfahren können Wasserasseln nicht effektiv ausgetragen werden. Da die Tiere sich an den Rohrwandungen festhalten können und zudem hydrodynamisch geformt sind, werden sie bei den Spülgeschwindigkeiten, die bei einer herkömmlichen Wasserspülung erreicht werden, nicht ausreichend entfernt. Auch intensivere Reinigungsmethoden wie kombinierte Luft- Wasserspülungen führen nicht zu einer befriedigenden Entfernung der Wasserasseln aus dem Trinkwassernetz.
Forschungsarbeit
In einem Forschungsprojekt in Kooperation mit der TU Berlin, FG Wasserreinhaltung wurde nach einer Lösung der Festhalteproblematik geforscht. Gefördert vom Aif (PROINNO II) ist nach ca. 2 Jahren ein Gesamtverfahren einschließlich Pilotanlage entwickelt worden.
Neu entwickeltes und patentiertes CO2 – Spülverfahren
Der innovative Ansatz des Verfahrens ist es, die Tiere ohne den Einsatz von Giftstoffen zu betäuben, so dass diese sich nicht mehr festhalten können und schließlich mit einer herkömmlichen Wasserspülung ausgetragen werden.
Das CO2-Spülverfahren besteht aus folgenden Verfahrensschritten:
Entnahme von Trinkwasser aus dem Rohrnetz über einen Hydranten, Feinfiltration zur Abtrennung eventuell vorhandener Wasserasseln, Anreicherung des Wassers im Reaktor mit CO2 und Wiedereinspeisung des Wassers in den zu spülenden Rohrnetzabschnitt. Der Rohrnetzabschnitt muss komplett abgeschiebert sein.
Nach einer Einwirkzeit von einigen Minuten wird der Abschnitt mit Trinkwasser gespült und die Tiere sowie weitere Ablagerungen aus dem System entfernt.
Anschluss der CO2-Spültechnik über Hydranten:
Am Ende der Spülstrecke wird das Wasser über einen Niderdruck-Hochdurchsatz-Filter (NDHD-Filter) geleitet, um Wasserasseln abzutrennen und den Erfolg der Spülmaßnahme zu dokumentieren.
NDHD-Filtrierappartur
Eine korrosive Wirkung des Kohlendioxids auf das Rohrmaterial ist aufgrund der kurzen Einwirkzeit nicht zu erwarten. Auch der Biofilm bleibt aufgrund der schonenden Behandlung intakt, so dass es zu keiner bakteriellen Kontamination kommt.
Kohlendioxid ist gesundheitlich unbedenklich und durch das UBA für die Aufbereitung zugelassen. Außerdem ist der zu behandelnde Leitungsabschnitt während der Behandlung abgetrennt und das gesamte Spülwasser wird mit den Asseln aus dem System entfernt.
Probe aus NDHD-Filter
Nach bisherigem Stand der Ergebnisse kann von einem Austrag von ca. 90-99% der vorhandenen Asselpopulation ausgegangen werden. Dies wurde bei schwierigen Austragsbedingungen durch mehrmalige CO2 Spülung erreicht.
Eine vollständige Sanierung von befallenen Trinkwasserrohrnetzen ist nur durch ein abgestimmtes Behandlungskonzept möglich:
Die Behandlung findet abschnittsweise systematisch vom Wasserwerk aus statt, um eine Wiederbesiedlung der behandelten Abschnitte zu vermeiden. In der englischen Fachliteratur wird diese Vorgehensweise als „unidirectional flushing“ bezeichnet.